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Bauwerke des Bergbausanierers mindern Wasserpegel bei Starkregen in Sachsen

LMBV trägt im Rahmen der bergbaulichen Sanierung zum Hochwasserschutz bei

Leipzig. Als Bergbausanierer wird die LMBV vielfach zum „Seenmacher“, der Hochwasserschutz gehört nicht zu ihren ursprünglichen Aufgaben. Eigentlich. „Bei einzelnen Projekten trägt die LMBV durch ihre Arbeit jedoch aktiv zum Hochwasserschutz bei“, hebt Gunnar John, Kaufmännischer Geschäftsführer der LMBV, hervor. „Von Seiten des Bundes wurden bzw. werden über die LMBV allein südlich von Leipzig 90 Millionen Euro zu hochwasserrelevanten Sachverhalten bereitgestellt.“ Das Geld wurde und wird für verschiedene Projekte eingesetzt. „Entsprechend der bergrechtliche Verpflichtung wurde beispielsweise der Zwenkauer See zu einem Landschaftssee mit Hochwasserspeicherfunktion ausgebaut,“ ergänzt Bernd Sablotny, Sprecher der Geschäftsführung. „Bereits kurz nach Fertigstellung der LMBV-Bauwerke zum Hochwasserschutz bewahrten diese im Juni 2013 die Städte Leipzig und Halle vor einer Überschwemmung.“ Im Zuge der Tagebauaufschlüsse haben einige Fließ- und Standgewässer ihre ursprünglichen Retentionsflächen (Überflutungsflächen) verloren. Kernaufgabe der LMBV ist die Wiedernutzbarmachung eben dieser, vom Bergbau in Anspruch genommenen Flächen. Sie sind derart wieder nutzbar zu machen, dass keine Gefahren für Leben und Gesundheit drohen. Vor diesem Hintergrund finden Maßnahmen zum Hochwasserschutz manchmal Eingang in den Abschlussbetriebsplan einzelner Sanierungsprojekte.

Die LMBV kann nur im Hochwasserschutz aktiv werden, wenn im Rahmen des § 2 des Verwaltungsabkommens Braunkohlesanierung (VA BKS) eine bergrechtliche Verpflichtung gemäß Abschlussbetriebsplan besteht. Auch im Zuge der Bearbeitung der negativen Folgen des Grundwasserwiederanstieges (gemäß § 3 VA BKS) ergeben sich unter anderem Gefahrenabwehrmaßnahmen an Hochwasserschutzanlagen Dritter (z. B. Speicher Borna), welche dann freiwillig anteilig von Bund und dem jeweiligen Bundesland finanziert werden. Die LMBV ist bei diesen Maßnahmen Projektträger im Auftrag der Finanziers.

Grundsätzlich berücksichtigt die LMBV bei allen wasserwirtschaftlichen Maßnahmen den Hochwasserschutz als Planungsrandbedingung und geht bei der Bemessung von einem, statistisch gesehen, alle 100 Jahre auftretenden Hochwasserereignis aus. In Mitteldeutschland gibt es mehrere Objekte, die zum Hochwasserschutz beitragen: der Zwenkauer See, die Vorflut Gösel, das Speicherbecken Borna sowie geplante Fließgewässerbearbeitungen am Lober-Leine-Kanal im Bereich des ehemaligen Tagebaugebietes Goitsche-Holzweißig-Rösa.

Landschaftssee mit Hochwasserspeicherfunktion – Zwenkauer See

Der Zwenkauer See bildet im Vergleich zu den anderen Bergbaufolgeseen eine Ausnahme. Durch den Tagebaubetrieb gingen umfangreiche Hochwasserrückhalteräume der Weißen Elster in der südlichen Elsteraue verloren. Damit fand der Hochwasserschutz bereits im Regionalplan, den Braunkohlenplänen und letztendlich bei der Aufstellung des Abschlussbetriebsplanes im Jahr 1999 Berücksichtigung. Der Zwenkauer See wurde durch die LMBV als Landschaftssee mit Hochwasserspeicherfunktion hergestellt. Im Ernstfall wird über das Hochwasserentlastungsbauwerk (HWE) Zitzschen das Wasser aus der Weißen Elster in den Zwenkauer See geleitet. Der See besitzt eine Staulamelle von knapp 2 Metern und kann dadurch ein Volumen von 18,5 Millionen Kubikmetern Wasser zwischenspeichern. Ist das Hochwasserereignis vorüber, wird das aufgenommene Wasser aus dem Zwenkauer See über den Betriebsauslass Weiße Elster kontrolliert wieder in den Fluss abgegeben. Bereits kurz nach Fertigstellung des Bauwerkes am 8. Mai 2013 folgte die Feuertaufe: Im Juni 2013 wurden über das Hochwasserentlastungsbauwerk 130 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgeleitet und in Summe 23 Millionen Kubikmeter Wasser zurückgehalten. Da sich der See damals noch in Flutung befand, konnte einmalig mehr Wasser aufgenommen werden.

Veränderte Fließgewässer – Die Vorflut der Gösel und der Lober-Leine-Kanal

Während der Zeit des aktiven Braunkohlenbergbaus wurden viele Flussläufe verlegt, um das Abbaufeld zur Braunkohlegewinnung vorzubereiten. Das betraf auch den Göselbach, der durch das Revier des ehemaligen Tagebaus Espenhain führte. Die LMBV hat als Sanierungsverpflichtung die Hochwassersicherheit der verlegten Gösel sowie des Altlaufs herzurichten. 

Dazu soll die Gösel als Zulaufgewässer in den Störmthaler See eingebunden werden. Der dafür bislang vorgesehene Bereich wurde jedoch durch die Hochwässer 2010 und 2013 so stark verändert, dass die ursprüngliche Planung nicht mehr umsetzbar ist. Ziel der aktuellen Arbeit ist es deshalb, Möglichkeiten einer nachhaltigen Umgestaltung des Resteinzugsgebietes des Göselbaches zu sondieren, damit ein ausgeglichener Wasserhaushalt hergestellt werden kann.

Ähnlich ist die Situation am Lober-Leine-Kanal in Sachsen-Anhalt. Die Bäche Lober und Leine hatten das für den Aufschluss des ehemaligen Tagebaus Goitsche vorgesehene Feld gequert. Deshalb wurde ein 14 Kilometer langer Kanal gebaut. Seit 1951 leitete er das Wasser beider Bäche direkt in die Mulde ab. Das künstlich angelegte Gewässer wurde bei den verheerenden Hochwasserereignissen im August 2002 und im Juni 2013 großflächig zerstört. Die Kanalböschungen wurden 2005 bzw. 2014 wiederhergestellt. Beide Bäche sollen unter Nutzung der Altläufe der Leine in den Seelhausener See eingebunden werden. Die Einbindung der einst verlegten Flussläufe in die neu entstandenen Seen soll Hochwasserschäden in Zukunft verhindern.

Große Stauanlage – Speicherbecken Borna

Südlich von Leipzig wurde der ehemalige Tagebaurestsee bei Borna bereits bis 1977 zu einem Hochwasserrückhaltebecken umgebaut und ist in den Hochwasserschutz der Landestalsperrenverwaltung eingebunden. Das gesamte Speicherbecken hat ein Fassungsvermögen von knapp 100 Millionen Kubikmetern Wasser und ist im Normalfall nur zum Teil gefüllt. So kann es bei Hochwasser 46 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Pleiße aufnehmen. Es dient zudem der Regulierung des Wasserstandes der Pleiße bei Niedrigwasser. 

Bei einer Gefährdungsanalyse im Zusammenhang mit dem nachbergbaulichen, natürlichen Grundwasserwiederanstieg wurden Standsicherheitsdefizite für den Lastfall „Verflüssigung“ für Böschungen und die Innenkippe ermittelt. Eine wirksame Gefahrenabwehr ist nur durch eine geotechnische Sanierung möglich. Die Planung dazu startete im Jahr 2016. Die Arbeiten zur Sanierung laufen über die LMBV als Projektträger.

Kernaufgabe der LMBV ist und bleibt es, die mit der politischen Wende nicht privatisierungsfähigen Tagebaue des Braunkohlenbergbaus entsprechend den bergrechtlichen Verpflichtungen wiedernutzbar zu machen und u. a. Landschaftsseen zu entwickeln. Die Tätigkeit der LMBV ist angesichts von zunehmenden Klimaveränderungen und Starkregenereignissen von hoher Bedeutung und leistet mit ihren Bergbaufolgeseen in Mitteldeutschland und der Lausitz einen eigenen Beitrag zum Schutz der Regionen. Dies konnte wie bereits erläutert beim Schutz vor Hochwasser in der Metropole Leipzig und Halle im Jahr 2013, der Niedrigwasseraufhöhung der Spree durch Wasserabgaben aus LMBV-Bergbauspeicher in den Trockenjahren 2018 bis 2020 sowie die Hochwassersituation in Ostsachsen im Juli 2021 eindrucksvoll untersetzt werden.

Hochwasserentlastungsanlage am Südwestufer des Zwenkauer Sees (Foto: LMBV/Christian Bedeschinski)