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Fotoausstellung: Innenansichten des Kombinats VEB Braunkohlenveredlung Espenhain

Museum Borna zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien bis 31. Mai 2020

Leipzig/Borna. Der kleine Ausstellungsraum im Bornaer Museum platzte am Abend des 4. März 2020 aus allen Nähten, denn 65 Interessierte waren zur Vernissage der neuen Fotoausstellung unter dem Titel „Innenansichten eines Kombinats“ gekommen. Zu sehen sind dort bis Ende Mai dieses Jahres 60 ausgewählte Motive aus dem ehemaligen VEB Braunkohlenveredlungswerk (BKW) Espenhain, wobei spezielle Ausstellungsführungen für folgende Tage geplant sind: 28. März, 7. April sowie 25. April. Während der Ausstellungeröffnung kamen nicht nur die Organisatoren wie Museumsleiterin Gabriele Kämpfner und Peter Krümmel als Leiter des Soziokulturellen Zentrums KuHstall e. V. zu Wort, sondern auch Ehemalige wie der einstige Kombinatsleiter des BKW Rudolf Lehmann und der Chemiker Siegfried Nass, der sogar ein Lied anstimmte. 

Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen gewähren spannende Einblicke in den Produktionsalltag, aber auch in offizielle oder gesellschaftliche Anlässe während der 1970er und 1980er Jahre. Abgelichtet haben die damaligen Werksfotografen verschwundene Arbeitswelten, beispielsweise Brigadefeiern, ein Verkaufsgespräch in der Apotheke der Poliklinik, ein Kampfgruppenappell mit Fahnenübergabe oder die Übergabe von Blumen bei der Neueröffnung des Konsums im Gleisdreieck.

Dass das Museum derartige Fotografien zeigen kann, ist zahlreichen Personen zu verdanken, die sich für den Erhalt und die Aufbereitung eingesetzt haben. Etwa Reinhard Röhser, damaliger Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, der die verbliebenen Bestände zusammen mit seinen Kollegen vor weiteren Plünderungen sicherte. In jüngster Zeit ist vor allem die Arbeit des ehemaligen Espenhainer Eisenbahners Klaus Börner zu würdigen. Er kam seit dem Jahr 2011 wöchentlich in das Soziokulturelle Zentrum, um die aus dem Großbetrieb geretteten Fotokartons zu sichten sowie die Aufnahmen zu scannen, zu sortieren und zu benennen. Insgesamt sind ca. 70.000 Abzüge von 1946 bis 1989 vorhanden, die sich in den Beständen des Museums der Stadt Borna sowie des KuHstall e. V. befinden.

Hintergrund: Der Industriekomplex des Braunkohleveredelungswerks Espenhain war zwischen 1937 und 1942 auf einer Fläche von 284 Hektar errichtet worden, um die Treibstoffversorgung während des 2. Weltkriegs zu sichern. Infolge der hohen Umweltbelastungen und der unwirtschaftlichen Technologien erfolgte zwischen 1991 und 1996 die schrittweise Stilllegung des Werks mit seinen Brikettfabriken, Kraftwerken und Schwelhäusern.