Senftenberg/Spremberg. Zum bereits siebten Bürgerforum zur Spree hatten das Aktionsbündnis „Klare Spree“ und die Stadtverwaltung Spremberg in das Spreekino am Markt am 4. September 2025 eingeladen. Laut Bürgermeisterin Christine Herntier ging es darum, „gemeinsam mit Experten, die zum Thema Wasser Neues beisteuern können, das Thema braune Spree zu diskutieren und Lösungsansätze vorzustellen sowie Machbarkeiten zu erörtern“. Der Einladung waren neben zahlreichen interessierten Bürgern auch Vertreter der Behörden, darunter vom Landesamt für Umwelt (LfU), vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) und vom Sächsischen Oberbergamt (OBA) gefolgt.
Nach einer Begrüßung und Einführung durch Bürgermeisterin Herntier berichtete zunächst Dr. Klaus-Peter Schulze, vormaliger Bundestagsabgeordneter der Region und langjähriger Bürgermeister von Spremberg, von den Bemühungen der Arbeitsgruppe Wasser der LausitzRunde, in der Bundes- und Landespolitik Gehör für die Themen der Spree zu bekommen. Der bevorstehende Kohleausstieg in der Lausitz wird nach seiner Ansicht u. a. einen starken Rückgang der Wasserführung in der Spree bewirken.
Gute Basis dafür seien mit den Ergebnissen der 2023 veröffentlichten Studie „Wasserwirtschaftliche Folgen des Braunkohleausstiegs in der Lausitz“ zur wasserwirtschaftlichen Entwicklung der Lausitz bis 2100 vom UBA geleistet worden. Darauf aufbauend hat die AG Wasser im selben Jahr bereits einen Forderungskatalog erstellt und an entsprechende Partner übergeben. In der Folge habe beispielsweise das SMEKUL eine „Überleitungsstudie“ in Auftrag gegeben. Mit dem Eingang der Forderungen in den Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD sei nun die Bundespolitik gefordert.
Für die LMBV konnte Sven Radigk, Leiter der Projektgruppe Gewässergüte Fließgewässer Lausitz, den Sachstand aus Sicht des Bergbausanierers erläutern. Er schloss seine Darstellungen an die Aussagen der LMBV von 2024 anlässlich von „Zehn Jahre Aktionsbündnis“ an. Mit den bereits im Betrieb befindlichen Anlagen zur Eisenminderung und weiteren Maßnahmen wurde bereits eine Reduzierung der Eisengehalte in der Spree am Pegel bei Zerre auf 4,3 mg/l Eisen (2022/23) von vormals 6,1 (2013–2022) auf nunmehr 4,1 mg/l Eisen (2024) jahresdurchschnittlich reduziert. Die Trendumkehr wurde ab 2019 mit dem schrittweisen Aufbau und dem nachfolgenden Einsatz der mittelfristig errichteten LMBV-Grundwasserabfangmaßnahmen und Wasserbehandlungsanlagen an der südlichen Hauptspree bzw. Kleinen Spree erreicht.
Als Teil der langfristigen Lösungen soll ergänzend auch eine Dichtwand am Nordostufer des Speichers Lohsa II i. A. der LMBV entstehen, die den eisenhaltigen und sauren Grundwasserabstrom des Speicherbeckens Lohsa II um 5 Mio. Kubikmeter p.a. reduziert sowie mindestens 10 Mio. Kubikmeter neutrales Speicherwasser zur Wassermengenbewirtschaftung der Spree p.a. zurückhalten könnte. Die vorgeschalteten Fachgutachten zur Dichtwand-Technologie und zu deren Wirksamkeit sowie zur Erforderlichkeit, Geeignetheit und Angemessenheit wurden zwischenzeitlich i. A. der LMBV erarbeitet. Entsprechend der 147. StuBA-Sitzung wurde eine Beschlusslage des Steuerungs- und Budgetausschusses zur Braunkohlesanierung zum LMBV-Vorhaben per 13. Februar 2025 erreicht. Seit März 2025 wird nunmehr eine Funktionalausschreibung für einen Totalunternehmer (d.h. mit der damit verbundenen vollumfänglichen Haftung für die Objektplanung sowie für die Mängelfreiheit und die Gewährleistung des zu errichtenden Bauwerks) für das Dichtwandvorhaben insgesamt, von den projektverantwortlichen Sanierungsplanern der LMBV vorbereitet.
Die Dichtwand selbst soll auf etwa 7.400 Meter auf einer 50 Meter breiten Trasse errichtet werden. Dazu sind mittlere Teufen von 75 Metern zu bearbeiten, um eine zwei bis sieben Zentimeter beidseitige Tondichtung im gefrästen Schlitz herzustellen. Ganz wesentlich sind parallel die entsprechenden Grundstücksfragen einer Klärung zuzuführen. Für mehr als 90 Prozent der Trasse sei dies zwischenzeitlich bereits gelungen. Aus dem Publikum merkte dazu der ehemalige Bundes- und Landtagsabgeordnete und Spremberger Ulrich Freese an, dass ihm eine mögliche „Fräszeit“ von etwa acht Jahren zu lang erscheine und er sich eine Beschleunigung wünsche. Er stellte dies auch in den Zusammenhang mit dem zeitlichen Ablauf des bevorstehenden Kohleausstiegs.
Der Ortsvorsteher von Cantdorf, Renè Nakoinz, interessierte sich für das geplante Vorgehen von LfU, Stadtverwaltung und LMBV zum punktuellen Ausbaggern und Beräumen der Spree im Stadtgebiet Spremberg, insbesondere am Stadtmühlenwehr. Hierzu sind unter Federführung des zuständigen LfU noch weitere vorbereitende Arbeitsschritte nötig.
Dr. Falk Ebersbach vom Sächsischen Oberbergamt aus Freiberg befasste sich in seinem Beitrag mit den formalen Voraussetzungen eines zügigen Planfeststellungsverfahrens am Beispiel des PFV für eine Dichtwand. Das OBA selbst sieht dem Antrag der LMBV mit Interesse entgegen und wird „unverzüglich“ mit der Bearbeitung beginnen. Dr. Ebersbach versteht darunter ein Handeln, dass „ohne eigenes Verschulden nichts verzögert“. Mögliche Beschleunigungselemente sind bereits durch die komplette Digitalisierung der behördlichen Befassung erreicht. Auch der frühzeitige Einsatz eines UVP-Sachverständigen beim Antragsteller stärke dabei das zügige Handeln der Behörde.
Nachdem der Auftakt mit dem Dichtwand-Scopingtermin im Jahr 2021 durchgeführt werden konnte, könne das Verfahren alsbald nach Vorliegen des Antrags eröffnet und dann die entsprechenden Dokumente ausgelegt und daraufhin Stellungnahmen der beteiligten Träger öffentlicher Belange eingereicht und ausgewertet werden. Üblicherweise bedürfen solche bergbaulichen Planfeststellungsverfahren eine Dauer von drei bis fünf Jahren. Der Antragsteller habe zudem einen Anspruch auf eine Betriebsplanzulassung. Vorzeitige Baubeginne liegen hierbei ebenso im Rahmen des Ermessens der Bergbehörde.
Winfried Böhmer, eines der Gründungsmitglieder des Aktionsbündnisses, bedankte sich zum Abschluss bei allen Akteuren für das bereits erreichte Eisenmindern in der Spree. Er bekräftigte das Motto des Forums „Dichtwand jetzt!“ noch einmal aus naturschutzfachlicher Sicht und verband dies auch mit der Unterstützung des Wunsches, dass die Menschen in und um Spremberg ebenfalls bald wieder in eine klaren Spree baden können, den der Moderator des Abends, Michael Apel, zuvor geäußert hatte. (UST)
