Senftenberg/Cottbus. Am 4. Dezember 2025 wurde die traditionelle Barbarafeier der Bergbausanierer im Lausitzer Revier – diesmal in Cottbus – ausgerichtet. Erstmals hatten alle Mitarbeiter der LMBV die Möglichkeit, an dieser – wie immer mit vielen externen Partnern zelebrierten – Veranstaltung teilzunehmen. Rund 800 Gäste waren der Einladung gefolgt und konnten eine stimmungsvolle Veranstaltung erleben.
Als Ehrengäste konnte der kaufmännische Geschäftsführer Torsten Safarik die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland Elisabeth Kaiser vom Bundesministerium der Finanzen und in Vertretung des Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke den Wirtschaftsminister Daniel Keller in der Messehalle der CMT begrüßen. Er überbrachte herzliche Grüße des Ministerpräsidenten, der Folgendes ausrichten ließ: „Seit 30 Jahren sorgt die LMBV erfolgreich dafür, dass aus den ehemaligen Tagebauflächen in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier wertvolle Lebensräume und attraktive Seenlandschaften entstehen. Dass dieses Jubiläum mit der Barbarafeier zusammen gefeiert wird, symbolisiert die enge Verbindung zwischen traditionellem Bergbau und modernem Strukturwandel. Ihre Arbeit ist ein bedeutender Beitrag für die nachhaltige Entwicklung Brandenburgs und die Zukunft der Region. Im Namen der Landesregierung danke ich allen Beschäftigten für ihr Engagement und ihre jahrelange, erfolgreiche Arbeit. Gemeinsam blicken wir auf eine erfolgreiche Vergangenheit und auf die vor uns liegenden Aufgaben. Glückauf!“
Bernd Sablotny hob bei seinem Rückblick auf das Jahr 2025 hervor, dass die LMBV als ein Unternehmen handelt, das versteht, dass Sanierung nicht geradlinig verläuft, sondern sich ständig verändert: von Großprojekten hin zu langfristiger Gewässerbewirtschaftung, von der bergtechnischen Sanierung hin zu Ewigkeitslasten, die Generationen begleiten werden.
Staatsministerin Kaiser betonte in ihrem Grußwort die Rolle der LMBV im noch laufenden Strukturwandel in den ostdeutschen Revieren und zeigte eine hohe Wertschätzung für all die sichtbaren Ergebnisse des Landschaftswandels durch das Wirken der Bergbausanierer.
Ministerpräsident Michael Kretschmer, der wegen kurzfristiger Verpflichtungen in Berlin nicht selbst in Cottbus präsent sein konnte, schrieb in einem Grußwort: „Seit drei Jahrzehnten verwandelt die LMBV die Altlasten des Bergbaus in lebenswerte Zukunftsräume. Von der Bodensanierung bis zum selbstregulierenden Wasserhaushalt: durch die wertvolle Arbeit der LMBV entstehen neue Chancen für Natur, Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung. Sie legt das Fundament für einen erfolgreichen Strukturwandel unserer Kohleregionen. Die Regionen, die einst unseren Wohlstand unter großen Belastungen getragen haben, verdienen weiterhin Planungssicherheit, Anerkennung und eine starke Perspektive.“
Weitere Auszüge aus dem Bericht von Bernd Sablotny: “Wer heute auf die LMBV schaut, sieht ein Unternehmen, das sich ständig verändert – und das sich gerade durch diese Fähigkeit zum Wandel definiert. Unsere Geschichte beginnt nicht als Sanierer, nicht als Gestalter neuer Landschaften, sondern als Erbe einer jahrzehntelang geprägten Bergbauindustrie. Und sie beginnt mit einer riesigen Aufgabe: die Hinterlassenschaften eines industriellen Zeitalters nicht nur stillzulegen, zurückzubauen und zu sichern, sondern in lebenswerte Räume zu verwandeln, Perspektiven zu schaffen.
Mit dem ersten Verwaltungsabkommen 1992 wurden die Grundlagen gelegt. 1995 folgte durch die Verschmelzung von LBV und MBV die Bildung der LMBV – und damit der Startpunkt für eine Aufgabe, deren Dimension man in der Anfangszeit kaum ermessen konnte. Damals ging es um schiere Masse: riesige Kippenflächen, offene Tagebaue, 1.200 km instabile Böschungen, Gewässer, die diese Bezeichnung kaum verdienten. Die Region war im Umbruch – und wir mittendrin, als Feuerwehr, als Krisenmanager, als Verwalter eines Erbes, das größer war, als es viele von außen ahnten.
Die 1990er Jahre waren eine Phase, die man rückblickend kaum greifen kann. Das Tempo war enorm. Was gestern noch ein aktiver Tagebau war, befand sich heute in der Stilllegung – und ging morgen bereits einen ersten Schritt in Richtung Rekultivierung. Wir mussten gleichzeitig planen, sichern, zurückbauen, verhandeln, erklären. Und wir mussten lernen, wie man eine Region umbaut, die zuvor über Jahrzehnte durch und für den Braunkohlebergbau gestaltet worden war.
Im Laufe der Jahre veränderte sich der Charakter unserer Arbeit. Aus Rückbau wurde Sanierung. Aus Sicherung wurde Gestaltung. Aus der Beseitigung akuter Gefahren wurde ein langfristiges Management geotechnischer und hydrologischer Prozesse. Doch jede Phase brachte ihre eigenen Zäsuren mit sich – und manche von ihnen waren schmerzhaft.
2009 hat die Rutschung am Concordia See in Nachterstedt das ganze Land aufgerüttelt. Für uns war sie ein tiefgreifender Einschnitt. Sie hat allen Beteiligten drastisch vor Augen geführt, welche Verantwortung wir tragen. Die geotechnische Sicherheit wurde neu justiert. Methoden wurden hinterfragt, Modelle weiterentwickelt, Überwachungssysteme verbessert. Nachterstedt war ein Wendepunkt – nicht, weil wir versagt hätten, sondern weil wir begriffen, dass Sanierung kein lineares Projekt ist, sondern ein dynamischer Prozess.
Ähnlich prägend war das Setzungsfließen der Innenkippe im ehemaligen Tagebau Spreetal im Jahr 2010. Diese Ereignisse haben uns gezeigt, wie komplex das Zusammenspiel aus Kippenmaterial, Grundwasser sowie inneren und äußeren Initialen ist – und wie schnell sich Rahmenbedingungen ändern können. Sie haben uns geschärft. Sie haben uns zu einem Unternehmen gemacht, das Risiken nicht nur reaktiv begegnet, sondern vorausdenkend. In 2023 haben wir die sog. Innenkippenpriorisierung auf den Weg gebracht, um in den nächsten 15 bis 20 Jahren ca. 80 % der ca. 300 km² Sperrflächen wieder freigeben zu können.
Die aktuelle Situation am Störmthaler Kanal zeigt ebenfalls, wie sich die Randbedingungen jederzeit ändern können. Grundwasserstand, suffosionsgefährdete Böden und ein Schleusenbauwerk, das im Nachhinein gesehen doch einige Defizite aufweist, machten seit 2021 ständig neue Sicherungsmaßnahmen erforderlich. Anfang November diesen Jahres zeigten sich Setzungen, die eine entstehende innere Erosion vermuten ließen. Sofortiges Handeln war erforderlich, noch in diesem Jahr werden die gerade errichteten Stützkörper im Oberwasser des Kanals erweitert. Es sind genau diese Momente, in denen sich zeigt, wofür die LMBV steht: Wir reagieren schnell, wir handeln konsequent, und wir entwickeln Lösungen, um den auftretenden Risiken zu begegnen.
Ab 2010 kamen zunehmend auch Gewässerthemen hinzu. Mit dem Grundwasserwiederanstieg und dem Grundwasserschluss der Fließgewässer zeigten sich erste Verockerungserscheinungen – gesellschaftlich ein Reizthema. Wir mussten Lösungen finden, insbesondere für die Spree, kurz‑, mittel- und langfristig. In einem ersten Schritt mussten wir die Spree bekalken und die Vorsperre Bühlow als Absetzbecken nutzen. In einem zweiten Schritt sind wir mit unseren Modularen Grundwasserreinigungsanlagen an der Spree die Hotspots gezielt angegangen. Aktuell arbeiten wir an dem großen Ziel, die Spree bis Anfang der 2040er Jahre in ein klares Gewässer zu verwandeln. Dazu sind drei Vorhaben erforderlich: Erstens der Bau einer Dichtwand an der Spreewitzer Rinne, zweitens die Errichtung von Brunnenriegeln und Überleitung der ungereinigten Wässer nach Schwarze Pumpe sowie drittens der Ausbau der Grubenwassereinigungsanlage in Schwarze Pumpe. Zum Schutz der Schwarzen Elster ertüchtigen wir derzeit die GWRA Pößnitz und haben Ende November die WBA Plessa in Betrieb nehmen können.
Vor gut 25 Jahren wurde die Flutungszentrale in der Lausitz gebildet, um den Flutungsprozess der Tagebaurestlöcher in Abstimmung mit den Ländern und der LEAG zielgerichtet angehen zu können. Dieser Prozess ist weitestgehend abgeschlossen. Jetzt müssen wir uns um die Bewirtschaftung der Tagebaurestseen nach Menge und Güte kümmern. Dies alles in Wechselwirkung mit dem schwankenden Wasserdargebot von Spree, Neiße und Schwarzer Elster. Folgerichtig haben wir die Flutungszentrale im September in Wasserbewirtschaftungszentrale Lausitzer Revier (WBLR) umbenannt. Eine Aufgabe, die dauerhaft wahrzunehmen ist und Ende der 2030er Jahre in staatliche Hände übergehen soll.
Nach 30 Jahren Sanierung ist es jetzt an der Zeit, sich aus der Fläche zurückzuziehen. Von 84.000 ha standen Ende 2023 noch 75.000 ha unter Bergaufsicht. In Mitteldeutschland können wir in den nächsten beiden Jahrzehnten für ca. 90% der Flächen und Anlagen das Ende der Bergaufsicht erreichen. In der Lausitz sind wir dagegen noch im aktiven Sanierungsprozess gebunden. Dabei ist das Ende der Bergaufsicht nur ein wichtiger erster Schritt. Für den Rückzug aus der Fläche ist die Unterhaltungslast für die entstandenen Gewässer an die Länder und Kommunen zu übergeben, die Liegenschaften zu bereinigen und das Monitoring zu beenden oder an die zuständigen Fachbehörden zu übertragen. Mit dem Tagebau Merseburg-Ost haben wir in 2024 bereits die ersten drei Schritte erfolgreich abschließen können.
All dies klingt technokratisch, sanierungstechnisch eben. Schauen wir auf die Landschaften im Wandel, sehen wir – nicht ohne Stolz — , was wir gemeinsam, die LMBV, der Bund, die Länder und die Regionen, erreicht haben. In Mitteldeutschland der Geiseltalsee, die Goitzsche, der Cospudener, der Zwenkauer, der Störmthaler und der Markkleeberger See. In der Lausitz der Berzdorfer, der Bärwalder, der Geierswalder, der Partwitzer und der Großräschener See, die sich hervorragend entwickeln, um nur einige Seen zu nennen. Im nächsten Jahr kommen der Sedlitzer See und am 31.07.2026 die Überleiter der Restlochkette hinzu.
Der Bereich Kali-Spat-Erz wurde 2014 durch die Verschmelzung von GVV und LMBV Teil unseres Unternehmens. Dort waren und sind die Arbeiten schon weit fortgeschritten. Bis auf Restleistungen in der Verwahrung der Gruben, haben wir dort Anlagen zu betreiben, um die Ewigkeitslasten des Bergbaus zu bewältigen. Aktuell bauen wir beispielsweise an der Arsenabreicherungsanlage im Bielatal und planen eine Wasserbehandlungsanlage in Elbingerode. Die Verwahrung in Elbingerode soll in 2030 abgeschlossen werden.
Es zeigt sich aber, dass wir uns immer mehr mit der Erneuerung der Anlagen beschäftigen müssen, denn auch die Anlagen sind teilweise schon mehr als 30 Jahre alt. Dies gilt nicht nur für KSE, sondern auch für die Braunkohlesanierung.” (UST)











