Senftenberg. Auf Einladung von Torsten Safarik, Kaufmännischer Geschäftsführer der LMBV, war Stefan Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), am 19. August 2025 beim Bergbausanierer zu Gast. Gemeinsam mit Frederik Moch, DGB-Abteilungsleiter Struktur‑, Industrie- und Dienstleistungspolitik und der DGB-Praktikantin Pia-Marie Schulz wurde das Lausitzer Revier der LMBV unter fachkundiger Führung von Sanierungsbereichsleiter Gerd Richter befahren. Dabei wurden aktuelle Sanierungsschwerpunkte der LMBV wie u. a. am Sedlitzer See oder auch am Restloch Greifenhain vorgestellt.
Schnell wurde eine gemeinsame Basis für die Gespräche gefunden, leistet die LMBV doch einen aktiven Beitrag in dem seit 1990 bereits laufenden Strukturwandel in der Lausitz. DGB-Vorstand Stefan Körzell war seinerseits gemeinsam mit Frederik Moch auch Mitglied der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, kurz Kohlekommission. Diese Kommission hatte zu einer gemeinsamen Empfehlung für den Ausstieg aus der Kohleverstromung gefunden.
Als Gewerkschaftsvertreter hatten sie sich dort besonders für einen sozial gerechten Strukturwandel eingesetzt: „Niemand darf ins Bergfreie fallen!“ war dabei einer der Leitgedanken. Das Ergebnis: Betriebsbedingte Kündigungen wurden ausgeschlossen. Es gibt ein staatliches Anpassungsgeld, mit dem ggfs. Jahre bis zum vorzeitigen Renteneintritt überbrückt werden können. Zentral waren und sind für den DGB aber auch die im Abschlussbericht festgehaltenen Investitionen und Strukturhilfen. Damit sollen in den betroffenen Regionen neue Arbeitsplätze, neue Industrien, Technologie- und Forschungscluster sowie eine moderne Infrastruktur entstehen können und Bundesbehörden und Forschungseinrichtungen angesiedelt werden.
„Wenn wir schneller aus der Kohleverstromung aussteigen wollen, müssen wir das Geld für die notwenigen Investitionen in die Hand nehmen. Es ist nur gerecht, wenn alle Beteiligten die Kosten für den Strukturwandel gemeinsam tragen, statt die Betroffenen mit unsicheren Zukunftsaussichten alleine zu lassen. Denn der Strukturwandel ist politisch gewollt, um die Verpflichtungen beim Klimaschutz zu erfüllen, die Deutschland mit dem Klimaabkommen von Paris eingegangen ist. Aus diesem Abkommen leitet sich die Verpflichtung ab, den Wandel in den betroffenen Regionen gerecht zu gestalten. Gerade den Menschen im Osten Deutschlands, die einen großen Strukturbruch nach der Wende mitgemacht haben, sind wir das schuldig,“ so Stefan Körzell 2019 im „vorwärts“.
2021 hat der Deutsche Gewerkschaftsbund daher ein Projekt „Revierwende“ ins Leben gerufen, das von der Lausitz bis in den Südwesten Deutschlands reicht. Seitdem ist das dieses Projekt an sechs Standorten, verteilt auf die drei Braunkohlereviere und die Steinkohlekraftwerksstandorte im Ruhrgebiet und Saarland vor Ort. Denn mit dem Beschluss bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung auszusteigen, steigt auch der Transformationsdruck in den Revieren. Damit die Zukunft der Reviere nachhaltig gestaltet und die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann, fließen bekanntlich insgesamt über 40 Milliarden Euro in den aktuellen Strukturwandel. Die Aufgaben für die Reviere sind dabei groß. „Es gilt sich neu zu erfinden, die industrielle Basis nicht zu verlieren und gleichzeitig attraktiv zu bleiben, um im Wettbewerb zu bestehen. Doch zuallererst muss gelten, dass niemand ins Bergfreie fällt. Für den DGB, seine Mitgliedsgewerkschaften und das Projekt Revierwende ist klar, dass in erster Linie die Menschen in den Revieren angesprochen, mitgenommen und einbezogen werden müssen,“ heißt es beim DGB.
Stefan Körzell, Jahrgang 1963, ist gelernter Maschinenschlosser. Zunächst wurde er DGB-Kreisvorsitzender und übernahm dann später den Vorsitz des DGB Bezirks Hessen–Thüringen. Seit 2014 bis heute ist er Mitglied im geschäftsführenden DGB-Bundesvorstand. (UST)
