Die erforderliche grundhafte Sanierung der B97, die auf einem Teilstück zwischen Spreetal und Hoyerswerda auf Kippengelände verläuft, muss auf der bestehenden Trasse erfolgen. Eine Alternativ-Variante über die frühere F97 sei geotechnisch nicht zu verantworten, erläuterte Gerd Richter, Leiter des Sanierungsbereichs Lausitz der LMBV, Ende Februar in der Sitzung des Stadtrates Hoyerswerda. Zu dieser Einschätzung sei der geotechnische Sachverständige nach einer erneuten Begutachtung der Situation gekommen.
Richter zeigte Verständnis für die Sorgen der Stadträte bezüglich der mehrjährigen Maßnahme zur Sicherung der Bundesstraße B97 und der angrenzenden Staatsstraße S130. Noch sei die Maßnahmenplanung in einem frühen Stadium. Präzise Zeitpläne seien daher nach wie vor schwierig. Weiterhin müsse mit einer Maßnahmendauer von 5 bis 10 Jahren gerechnet werden. Sicher sei, dass die Sanierung frühestens 2030 beginnt. Richter versicherte, dass die LMBV alles technisch Machbare unternehmen werde, um die Dauer der Straßensperrung so kurz wie möglich zu halten.
„Das Ausweichen auf die F97 wäre mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen verbunden, die nicht zu tolerieren sind“, betonte der Sanierungsexperte. Bis zur Fertigstellung der F97 müsste die bestehende und gefährdete B97 noch bis in die 2050er Jahre genutzt werden. Nach Einschätzung des geotechnischen Gutachters wäre das nicht nur ein zu hohes Risiko. Aufgrund des stetig aufsteigenden Grundwassers sei zu befürchten, dass es in dieser Zeit zu weiteren ggf. sogar zur dauerhaften Vollsperrung – und damit doch zu den erforderlichen Umleitungen – kommt.
Ein Ausweichen auf die alte F97 hat zwei sehr zeitkritische Faktoren. Zum einen würde die Verlegung der Bundesstraße auf die Trasse der alten F97 einen Neubau bzw. eine wesentliche Änderung bedeuten. Das erfordert eine notwendige, aber ungewisse Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan. Allein dieser politische Prozess, bei dem bundesweit Regionen im Wettbewerb um dringliche Infrastrukturprojekte stehen, dauert Jahre.
Die geotechnische Sicherung ist der zweite kritische Faktor. Die Trasse der alten F97 verläuft – wie auch das zu sanierende Teilstück der jetzigen B97 – über gekippten Boden. Eine Tiefenverdichtung mithilfe der Rütteldrucktechnologie wäre ebenfalls notwendig. Bevor dort aber gerüttelt werden kann, wären aufwändige Vorarbeiten notwendig, beispielsweise die Sicherung der Deponie Spreetal, der Böschungen der Pflugkippe 2 sowie Randgrabenbereiche des ehemaligen Tagebaus.
Hinzu kommt, dass die Nutzung der alten F97 die unmittelbare Anbindung der S130 kappen würde. Die geplante Sanierungsmaßnahme betrachtet dagegen die B97 und die S130, die Burgneudorf an die Bundesstraße anbindet, als Einheit. Zugleich ist die erforderliche Sicherung der kritischen Infrastruktur wie Medienleitungen (Fernwärme, Trinkwasser, 110 kV-Leitung) in den Planungen berücksichtigt. Durch eine Verlegung der B97 müssten Verkehrsbeziehungen neu überdacht und die Mediensicherung separat angegangen werden. Die ohnehin schon sehr komplexe Sanierungsmaßnahme müsste um weitere Sicherungs- und Straßenbaumaßnahmen erweitert werden.
