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Pegelturm ist so hoch wie der Goitzschesee tief ist und auch schon 20 Jahre alt

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Region und Mitteldeutsche Zeitung würdigen das Jubiläum „Zwanzig Jahre Pegelturm“

TB Goitsche 2000 3 Freigabe Pegelturm
Noch auf dem Tro­cke­nen: Der Pegel­turm im Jahr 2000

Senftenberg/Bitterfeld. Zwan­zig Jah­re Pegel­turm kön­nen in die­sem Jahr 2020 began­gen wer­den. Das schwim­men­de und begeh­ba­re Land­schafts­bau­werk am Berg­bau­fol­ge­see ist zu einem prä­gen­den Hin­gu­cker der Bit­ter­fel­der Regi­on und ein Zei­chen für den Wan­del nach der Koh­le gewor­den. Die LMBV fun­gier­te damals als Bau­her­rin. Die Kon­struk­ti­ons-Arbei­ten für den Pegel­turm began­nen bereits 1997.

Sein Name lei­tet sich von einer bis dahin ein­ma­li­gen Kon­struk­ti­on als ver­ti­ka­le Krag­arm-Kon­struk­ti­on ab: der gesam­te sicht­ba­re Turm schwimmt auf der Was­ser­ober­flä­che des Gro­ßen Goitz­sche­sees und ist dabei in sei­nem Inne­ren von einer Stüt­ze geführt und auf einen Pon­ton ver­an­kert. „Viel Sand, viel Wei­te, viel Him­mel“, erin­nert sich der ehe­ma­li­ge Stadt­ent­wick­ler und Archi­tekt Wolf­gang Christ an die dama­li­ge Mond­land­schaft am Bit­ter­fel­der Stadt­rand in der Mit­tel­deut­schen Zei­tung vom 31. Mai 2020.

Christ habe zuvor im Rah­men der Inter­na­tio­na­len Bau­aus­stel­lung mit Ent­wür­fen für die IBA Emscher­park bei der Neu­erfin­dung der alten Indus­trie­land­schaf­ten im Ruhr­ge­biet gehol­fen und u.a. 1995 den Tetra­eder auf der Hal­de bei Bot­trop-Baten­b­rock ent­wor­fen. Nach sei­nen ers­ten Erkun­dun­gen in und um Bit­ter­feld sei ihm klar­ge­wor­den, dass die Neu­ge­stal­tung rund um die zur Flu­tung vor­ge­se­he­ne Goitz­sche ein Sym­bol braucht, an dem sich Hoff­nun­gen auf Zukunft inmit­ten der vom Men­schen aus­ge­beu­te­ten Land­schaft fest­hal­ten kön­nen.

„Die See­brü­cke soll­te die Leu­te aufs Was­ser locken“, sag­te Christ der MZ, „und schon die Flu­tung soll­te der Auf­bruch zu neu­en Ufern für alle sein.“ Gedacht sei der Turm von Anfang an als begeh­ba­re Skulp­tur gewe­sen, „die leben­dig wird, wenn Men­schen die rie­si­ge Dimen­si­on des neu­en Goitz­sche-Pan­ora­mas erle­ben“, erin­nert sich der 68-jäh­ri­ge Stadt­ent­wick­ler in der Regio­nal­zei­tung. Das Beson­de­re: Der Pegel­turm schwamm auf der Was­ser­ober­flä­che des Goitz­sche­sees mit auf. 26 Meter hoch und damit fast genau­so hoch wie der Goitz­sche­see tief ist, ragt heu­te das — anfangs nicht unum­strit­te­ne Bau­werk — über die neu­errich­te­ten Aus­flugs­gast­stät­ten, die Mari­na und Feri­en­häu­ser am Ufer.

LMBV Goitzschesee Pegelturm 12

Umsetz­bar war das Pro­jekt nur mit dem dama­li­gen Tage­bau-Eig­ner und berg­recht­lich ver­ant­wort­li­chem Berg­bau­sa­nie­rer LMBV. Früh­zei­tig hat­te der zustän­di­ge Län­der­be­reichs­lei­ter Dr. Peter Tropp die Unter­stüt­zung der Berg­leu­te für das Vor­ha­ben signa­li­siert und ein Auf­stel­len des Pon­tons samt Turm bereits im Tro­cke­nen ermög­licht. Am 6. Juni 1999 begann der Bau des 5,5 Mil­lio­nen DM teu­ren Pegel­turms in unmit­tel­ba­rer Nähe der Flu­tungs­an­la­ge. Seit dem Mai 1999 wur­de der See bereits geflu­tet. Man kam auf den im Som­mer 2000 bau­lich fer­tig­ge­stell­ten Turm — mit dem Errei­chen des Ziel­was­ser­stan­des im Jah­re 2002 — dann nur noch über die par­al­lel mit kon­zi­pier­te ca. 190 Meter lan­ge Pon­ton­brü­cke, die bei stei­gen­dem See­was­ser­pe­gel mit auf­schwamm.

Den Auf- und Abgang im Pegel­turm erlau­ben zwei gegen­läu­fi­ge Wen­del­trep­pen. Die Land­mar­ke bie­tet eine Rund­um­sicht auf den Goitz­sche­see sowie die Orte Frie­ders­dorf, Bit­ter­feld, Mühl­beck und Pouch, bei guter Fern­sicht sogar bis nach Leip­zig. Der Orkan Kyrill zer­stör­te am 18. Janu­ar 2007 die schwim­men­de See­brü­cke zum Pegel­turm. 2009 wur­de die See­brü­cke ähn­lich der vor­he­ri­gen wie­der neu errich­tet.

Zuvor hat­te die Jahr­hun­dert­flut an der Mul­de im August 2002 auch in der Goitz­sche ihre Spu­ren hin­ter­las­sen. Am 15. August 2002 erreich­te die Flut­wel­le die Regi­on um Bit­ter­feld. Von Osten drück­te das Was­ser in den zukünf­ti­gen Goitz­sche­see und spül­te u.a. die Orts­ver­bin­dungs­stra­ße zwi­schen Löb­nitz und Pouch weg sowie zer­stör­te frisch sanier­te Ufer und füll­te bin­nen 78 Stun­den die bei­den benach­bar­ten Berg­bau­fol­ge­seen bis zum Über­lau­fen. So bedroh­te das Hoch-Was­ser auch die Stadt Bit­ter­feld. Ein Sand­sack­damm wur­de von Tau­sen­den Ret­tungs­kräf­ten und Hel­fern errich­tet und hielt. 2013 bedroh­te erneut ein Hoch­was­ser See und Stadt.

Hin­ter­grund: In der Fach­zeit­schrift Bau­tech­nik aus dem Jahr 2001 heißt es zum Pegel­turm: „Die See­brü­cke und der Pegel­turm Goitz­sche bil­den zusam­men ein schwim­men­des Monu­ment zur Erin­ne­rung an den ehe­mals bedeu­ten­den Braun­koh­le­ab­bau in der Regi­on Bit­ter­feld-Leip­zig und ein Sinn­bild für die Umwand­lung der ehe­ma­li­gen Tage­bau­land­schaft in ein Nah­erho­lungs­ge­biet.

Brü­cke und Turm sind auf Pon­ton­ele­men­ten aus glas­fa­ser­ver­stärk­tem Kunst­stoff bzw. auf einem Schwimm­kör­per aus Stahl gela­gert und erhe­ben sich inner­halb von fünf Jah­ren mit dem Was­ser­pe­gel des Goitz­sche­sees in ihre end­gül­ti­ge Posi­ti­on.“

Für die Archi­tek­tur zeich­ne­ten die drei Archi­tek­ten S. Brück, Chris­tia­ne Hüb­ner und Wolf­gang Christ ver­ant­wort­lich. „Um die­ses Bau­werk mit sei­nen außer­ge­wöhn­li­chen tech­ni­schen Anfor­de­run­gen und kom­ple­xen Rand­be­din­gun­gen rea­li­sie­ren zu kön­nen, muss­ten bei der Ent­wick­lung des sta­tisch-kon­struk­ti­ven Kon­zepts neben sta­ti­schen und mecha­ni­schen Pro­blem­stel­lun­gen auch Auf­ga­ben aus der Hydro­me­cha­nik und der Off-Shore-Tech­nik gelöst wer­den.

Die schwie­ri­ge Grün­dungs­si­tua­ti­on im ehe­ma­li­gen Berg­bau­ge­biet in Ver­bin­dung mit einem stei­gen­den Grund­was­ser­pe­gel mach­ten Hang­si­che­run­gen und Pfahl­grün­dun­gen erfor­der­lich. Das Pro­jekt ist durch eine Viel­zahl ver­schie­den­ar­ti­ger inge­nieur­mä­ßi­ger Detail­lö­sun­gen gekenn­zeich­net.“

Wei­te­re Quel­len:

Impres­sio­nen vom Pegel­turm