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Sanierungsarbeiten in Rositz/Schelditz in LMBV-Projektträgerschaft gehen voran

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Rückbau belasteter Wohnhäuser hat begonnen

Rositz/Schelditz. Nach­dem im Okto­ber 2019 die Thü­rin­ger Umwelt­mi­nis­te­rin Anja Sie­ges­mund den offi­zi­el­len Start­schuss zur Sanie­rung des Alt­las­ten­pro­jek­tes im Rosit­zer Orts­teil Schel­ditz gab, lau­fen die Sanie­rungs­ar­bei­ten kon­ti­nu­ier­lich wei­ter.

Im Juni 2020 begann nun der Abriss von acht wei­te­ren belas­te­ten Gebäu­den in der Stra­ße der Che­mie­ar­bei­ter und der Tal­stra­ße. Dar­un­ter befin­det sich auch der angren­zen­de Wohn­block Stra­ße der Che­mie­ar­bei­ter Nr. 2 bis 8. Vor­aus­sicht­lich bis zum Jah­res­en­de wer­den die Arbei­ten an die­sem Objekt abge­schlos­sen.

Rück­bau­grund­stü­cke, die sich süd­lich der Tal­stra­ße und west­lich der Brü­cke zum Pflau­men­berg befin­den, wer­den begrünt und sol­len lang­fris­tig als Über­schwem­mungs­flä­chen für den Petz­a­gra­ben zur Ver­fü­gung ste­hen. Dem­ge­gen­über ist auf der Flä­che zwi­schen der B 180 und dem höher gele­ge­nen Gara­gen­hof die Errich­tung der zum Kom­plex der Was­ser­bau­maß­nah­men gehö­ren­den Grund­was­ser-Rei­ni­gungs­an­la­ge vor­ge­se­hen.

Erst im Jahr 2021 kön­nen dage­gen die Rück­bau­ar­bei­ten auf den Grund­stü­cken abge­schlos­sen wer­den. Ursa­che ist das Auf­fin­den geschütz­ter Zaun­ei­dech­sen in den Gär­ten und auf unver­sie­gel­ten Flä­chen bei einer Bege­hung im August 2020. Durch das Befah­ren die­ser Flä­chen mit Bau­ma­schi­nen wür­de eine Gefähr­dung die­ser Tie­re ein­tre­ten. Ihre aus Arten­schutz­grün­den erfor­der­li­che Umsied­lung kann frü­hes­tens im April nächs­ten Jah­res begin­nen.

Zeit­gleich mit der Vor­be­rei­tung des Rück­baus erfolg­te von Juli 2019 bis März 2020 zunächst die Bau­grund­er­kun­dung und geo­tech­ni­sche Unter­su­chung zur Pla­nung der kom­ple­xen Sanie­rungs­va­ri­an­ten. Not­wen­dig waren hier u. a. Tro­cken­boh­run­gen sowie die Errich­tung von zahl­rei­chen Grund­was­ser- und Güte­mess­stel­len. Par­al­lel dazu erfolg­ten Raum­luft­mes­sun­gen, boden­phy­si­ka­li­sche Labor­un­ter­su­chun­gen sowie Unter­su­chun­gen der Grund­was­ser­be­schaf­fen­heit. Deren Resul­ta­te die­nen dazu, die lau­fen­de Ent­wurfs­pla­nung aller vor­ge­se­he­nen Siche­rungs­ele­men­te wei­ter zu prä­zi­sie­ren.

Die geplan­ten Gefah­ren­ab­wehr­maß­nah­men für das gesam­te Gebiet Rositz/Schelditz umfas­sen neben den Objekt­si­che­run­gen auch Flä­chen­maß­nah­men, ins­be­son­de­re die Umver­le­gung des Gers­ten­ba­ches, die Anhe­bung der Tal­stra­ße, den Ein­bau einer Was­ser­haus­halts­schicht, die Ver­le­gung von Drai­na­gen sowie die Grund­was­ser­rei­ni­gung und Ablei­tung in den Gers­ten­bach. Nach gegen­wär­ti­gen Stand der Pla­nung und Erkun­dung ist unter Berück­sich­ti­gung von zwei sehr kom­ple­xen Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren mit einem Abschluss der inves­ti­ven Maß­nah­men im Jahr 2027 zu rech­nen.

Die Sanie­rungs­ar­bei­ten began­nen 2019 an der ehe­ma­li­gen HO-Ver­kaufs­stel­le. Dabei han­del­te es sich um jenen Teil­be­reich, von dem bis­her regel­mä­ßig die stärks­te Luft­be­las­tung für das angren­zen­de Wohn­ge­biet aus­ging. Nach den Abriss­ar­bei­ten am Gewer­be­ob­jekt wur­de die Bau­gru­be tem­po­rär ver­füllt und begrünt.

Hin­ter­grund

Das Alt­las­ten­pro­jekt Rositz-Schel­ditz ist deutsch­land­weit bei­spiel­los. Die Kom­bi­na­ti­on aus unter­schied­li­chen Ursa­chen und Zustän­dig­kei­ten sorg­te für jah­re­lan­ges Rin­gen um eine rechts­si­che­re Lösung. Schad­stof­fe aus der im II. Welt­krieg meh­re­ren Bom­bar­die­run­gen aus­ge­setz­ten ehe­ma­li­gen DEA-Raf­fi­ne­rie und aus dem am sel­ben Stand­ort spä­ter betrie­be­nen Teer­ver­ar­bei­tungs­werk befan­den sich über Jahr­zehn­te in meh­re­ren Metern Tie­fe im Boden. Mit dem Grund­was­ser­strom wur­den sie nach Schel­ditz ver­la­gert und mit dem Grund­was­ser­wie­der­an­stieg nach oben gedrückt. Ursa­che für den all­ge­mei­nen Grund­was­ser­wie­der­an­stieg ist unter ande­rem die schritt­wei­se Ein­stel­lung des Braun­koh­le­berg­baus und die Außer­be­trieb­nah­me sei­ner Ent­wäs­se­rungs­ele­men­te.

Der Frei­staat Thü­rin­gen und die LMBV hat­ten sich nach inten­si­ver Abstim­mung dar­auf ver­stän­digt, die groß­flä­chi­ge Sanie­rung gemein­sam zu finan­zie­ren. Eine ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung war am 16. Febru­ar 2018 von LEG-Geschäfts­füh­rer Andre­as Krey sowie den LMBV-Geschäfts­füh­rern Klaus Zschied­rich und Dr. Hans-Die­ter Mey­er im Bei­sein der Thü­rin­ger Umwelt­mi­nis­te­rin Anja Sie­ges­mund unter­zeich­net wor­den. Ins­ge­samt inves­tie­ren Bund und Land ca. 14,7 Mil­lio­nen Euro in die Maß­nah­me.

Das Über­ein­kom­men zur nach­hal­ti­gen Abwehr der Gefah­ren durch den Grund­was­ser­wie­der­an­stieg berück­sich­tigt auch den Ankauf nicht mehr nutz­ba­rer Immo­bi­li­en. Sie­ben pri­va­te Wohn­häu­ser, ein ehe­ma­li­ges Gewer­be­ob­jekt und ein Wohn­block der Wohn­bau­ge­sell­schaft Rositz sind durch den Wie­der­an­stieg von kon­ta­mi­nier­tem Grund­was­ser mit Schad­stof­fen belas­tet. Sie sind des­we­gen nicht mehr nutz­bar und müs­sen zurück­ge­baut wer­den.

Abriss der Wohn­häu­ser — Fotos: Chris­ti­an Bedesch­in­ski für LMBV